- Veröffentlicht
- Zuletzt aktualisiert
- Lesezeit
- 1 Min.
- Herausgeber
- Hanfjournal
Wie wirkt Cannabidiol im menschlichen Körper?
- Authors
Wie THC seine Wirkungen im menschlichen Körper ausübt, ist gut erforscht und lässt sich vergleichsweise einfach beschreiben. THC aktiviert vor allem spezifische Bindungsstellen auf Körperzellen, die Cannabinoidrezeptoren genannt werden. Von diesen sind zwei am besten erforscht, der Cannabinoid-1-Rezeptor (CB1-Rezeptor), dessen Aktivierung durch THC die bekannten psychischen Wirkungen, aber auch viele therapeutisch nutzbare Wirkungen verursacht, sowie der Cannabinoid-2-Rezeptor (CB2-Rezeptor). THC beeinflusst auf diese Weise das körpereigene Endocannabinoidsystem aus Endocannabinoiden (körpereigenen Cannabinoiden) und den entsprechenden Cannabinoidrezeptoren.
Die Wirkungsmechanismen des CBD (Cannabidiol), das vor allem im Faserhanf, den Landwirte anbauen dürfen, vorkommt und keine psychischen Wirkungen verursacht, sind dagegen sehr vielfältig. Es gibt weit mehr als zehn verschiedene Wirkmechanismen, von denen einige hier kurz vorgestellt werden sollen, darunter die Beeinflussung verschiedener Rezeptoren, wie den CB1-Rezeptor, zwei Vanilloidrezeptoren, den 5-HT1A-Rezeptor und den Glycinrezeptor. Weitere Wirkungen des CBD sind antioxidative Effekte und eine Verstärkung der Signalgebung von Adenosin.
Als erstes wurde bereits vor Jahrzehnten entdeckt, dass CBD den CB1-Rezeptor blockiert und daher mehrere Wirkungen des THC, die über diesen Rezeptor vermittelt werden, hemmt, wie beispielsweise seine psychischen Wirkungen, die Steigerung der Herzfrequenz und die Zunahme des Appetits. Diesen Wirkungsmechanismus des CBD möchte man sich beispielsweise bei der Behandlung des Übergewichts und bei gemeinsamer Gabe mit THC für eine verbesserte Verträglichkeit dieses Cannabinoids zu Nutze zu machen.
Es gibt jedoch noch eine andere, entgegengesetzte Wirkung des CBD auf das Endocannabinoidsystem. So hemmt Cannabidiol die Aufnahme des Endocannabinoids Anandamid in die Zelle und seinen Abbau. Damit steigert CBD die Konzentration von Anandamid. Da Anandamid beide Cannabinoidrezeptoren aktiviert, könnte durch die CBD-Gabe eine solche Aktivierung gefördert werden. So wird beispielsweise die in klinischen Studien beobachtete antipsychotische Wirkung von CBD bei Patienten mit Schizophrenie auf eine Erhöhung des Anandamid-Spiegels im Nervenwasser bzw. im Gehirn zurückgeführt.
CBD stimuliert Vanilloid-Rezeptoren vom Typ 1 und Typ 2. Der Vanilloid-Rezeptor 1 wird vor allem auf Nervenendigungen, die als Schmerzrezeptoren fungieren, gefunden. CBD stimuliert diese Rezeptoren etwa so stark wie Capsaicin, das in verschiedenen Paprikasorten vorkommt und für deren geschmackliche Schärfe verantwortlich ist. Die Stimulierung der Vanilloid-Rezeptoren 1 durch CBD könnte daher zu seinen schmerzhemmenden Wirkungen beitragen.
CBD hemmt die Vermehrung von bestimmten Hirntumor-Zellen, indem es eine Autophagie, eine Form der Zellzerstörung, durch einen Mechanismus induziert, der vom Vanilloid-Rezeptor 2 abhängt.
Forscher untersuchten die Mechanismen, durch die CBD entzündliche und neuropathische Schmerzen bei Tieren verringert. Sie stellten fest, dass die durch CBD hervorgerufene schmerzhemmende Wirkung bei Mäusen, welche über keine Glycinrezeptoren verfügen, nicht auftritt und folgerten daraus, dass dieser Rezeptor für die Unterdrückung chronischer Schmerzreize durch CBD verantwortlich oder mitverantwortlich ist. Der Glycinrezeptor findet sich hauptsächlich in Nervenzellen. Nach Aktivierung dieses Rezeptors tritt eine Verminderung der Erregbarkeit dieser Nervenzellen auf, so dass man sich gut vorstellen kann, dass bei einer Aktivierung von Glycinrezeptoren auch Nervenzellen, die an der Schmerzverarbeitung beteiligt sind, Schmerzen reduziert werden könnten.
CBD verstärkt die Signalgebung durch Adenosin im Körper. Adenosin übt eine Anzahl von Wirkungen aus. So blockiert es die Ausschüttung aller aktivierenden und belebenden Botenstoffe im Nervensystem, so genannte Neurotransmitter, wie beispielsweise Dopamin, Acetylcholin und Noradrenalin. Dies bewirkt beispielsweise eine Weitung der Blutgefäße. Auch einige entzündungshemmende Wirkungen von CBD könnten auf diesem Wirkmechanismus beruhen.
CBD bindet an den 5-HT1A-Rezeptor. Der 5-HT1A-Rezeptor gehört zur Familie der so genannten Serotonin-Rezeptoren. Dieser Rezeptor ist im Gehirn und Rückenmark für Lernvorgänge, die Regulierung der Körpertemperatur und andere Effekte verantwortlich. Seine Aktivierung durch bekannte Medikamente, wie Buspiron, macht man sich bereits heute in der Medizin aber auch zur Behandlung psychischer Erkrankungen zu Nutze, darunter Angstzustände und Depressionen. Seine Aktivierung könnte zu den angstlösenden Wirkungen des CBD beitragen.
Cannabinoide, einschließlich CBD, sind wirkungsvolle Antioxidantien, also Fänger freier Radikale. Es wurde gezeigt, dass CBD oxidativen Schädigungen durch H2O2 (Wasserstoffperoxid) besser als oder gleich gut wie Vitamin C oder Vitamin E vorbeugt. Bei gleichzeitiger Gabe von CBD und hohen Alkohol-Mengen verhinderte CBD bei Ratten Nervenschädigungen. Dieser Effekt wird auf seine antioxidative Wirkung zurückgeführt.