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Vergleich unerwünscht: Die gesundheitlichen Gefahren von Alkohol und Cannabis
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Es wird von Personen, die den aktuellen rechtlichen Status von Cannabis verteidigen, nicht gern gesehen, wenn die Gefahren von legalen und illegalen Drogen, insbesondere denen von Alkohol und Cannabis, miteinander verglichen werden. Es ist zu offensichtlich, dass Alkohol eine gefährlichere Droge als Cannabis ist.
Kürzlich veröffentlichte Professor Wayne Hall vom Zentrum für die Erforschung jugendlichen Substanzmissbrauchs der Universität von Queensland in Australien in einer medizinischen Fachzeitschrift einen Artikel mit dem Titel: "Robin Room und Cannabispolitik: Gefährliche Vergleiche". Es handelte sich um eine Festschrift zu Ehren von Professor Robin Room, einem Weggefährten von Professor Hall. Beide hatten zusammen vor etwa 20 Jahren im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Gefährlichkeit von Cannabis mit der von anderen legalen und illegalen Drogen verglichen. Die WHO wollte einen Bericht zu den Gefahren des Cannabiskonsums herausgeben und hatte dazu weltweit führende Wissenschaftler eingeladen, aus ihrem Forschungsgebiet etwas beizutragen, beispielsweise zum Abhängigkeitspotenzial, den Auswirkungen des Cannabisrauchens auf die Atemwege oder zu Risiken für den Straßenverkehr. Dieser Bericht erschien im Jahr 1997, den Beitrag der Professoren Hall und Room über ihren Drogenvergleich sucht man darin jedoch vergebens. Professor Hall erläuterte nun den Grund für diesen ungewöhnlichen Vorgang.
Er sei 1993 ein Mitglied der Expertengruppe der WHO zu den gesundheitlichen Wirkungen des Cannabiskonsums geworden. Die Arbeitsgruppe traf sich erstmals im November 1993 in Genf. Es war geplant, dass die WHO die Experten-Übersichten sowie eine Konsensus-Kurzfassung aller Übersichten veröffentlicht. Wayne Hall sollte an mehreren Kapiteln mitwirken, von denen eines die gesundheitlichen Wirkungen von Cannabis mit denen von Alkohol, Tabak und Opiaten vergleichen sollte. Der Leiter der Expertengruppe, Professor Harold Kalant aus Kanada, schlug Robin Room als Co-Autor für dieses Kapitel vor. Die beiden Experten machten sich an die Arbeit. Sie verglichen nicht nur die gesundheitlichen Wirkungen der vier Drogen, sondern beendeten ihr Kapitel mit Überlegungen, was mit den negativen gesundheitlichen Wirkungen von Cannabis geschehen würde, wenn die Droge legalisiert würde.
Sie stellten fest, dass die negativen gesundheitlichen Auswirkungen des Cannabiskonsums im Rahmen der "gegenwärtigen Konsummuster" wesentlich geringer waren als die von Alkohol und Tabak. Sie erklärten das unter anderem damit, dass es nach der damaligen weltweiten Politik viel geringere regelmäßige Cannabiskonsumenten als Konsumenten von Alkohol und Tabak gab. Allerdings wiesen sie auch darauf hin, dass es auch bei einer Legalisierung von Cannabis unwahrscheinlich sei, dass Cannabis größere Schäden als Alkohol verursachen würde, weil Cannabis keine Leberschäden und andere Magen-Darm-Erkrankungen verursachte, weil er keine tödlichen Überdosierungen verursachte, er das Nervensystem nicht so stark schädigte wie Alkohol, und weil er im Vergleich zum Alkohol eine geringere Bedeutung für Verkehrsunfälle aufwies.
Nachdem in der Diskussion mit anderen Experten klar wurde, dass diese Passagen umstritten waren, betonten Hall und Room in einer überarbeiteten Version die Unsicherheiten bei der Vorhersage gesundheitlicher Cannabis-Risiken im Falle einer Legalisierung.
Im Jahr 1995 traf sich die Arbeitsgruppe erneut und stellte die Konsensus-Kurzfassung des Berichtes her. Dieser enthielt, wie geplant, Zusammenfassungen aller Berichte, inklusive des Kapitels zum Vergleich der Schäden durch den Konsum Alkohol, Cannabis, Opiaten und Tabak. Ende 1997, also mit einer Verspätung von etwa zwei Jahren, veröffentlichte die Weltgesundheitsorganisation schließlich die Kurzfassung des Berichts, diesmal allerdings ohne den Vergleich der legalen und illegalen Drogen. Die WHO argumentierte, dass dieser Vergleich "mehr spekulativ als wissenschaftlich" gewesen sei, da Drogenkonsumenten Kombinationen verschiedener Drogen verwenden, was es schwer mache, unerwünschte Wirkungen auf bestimmte Drogen zurückzuführen. Zudem seien die "quantitativen Risiken des Cannabiskonsums weitgehend unbekannt, da zuverlässige epidemiologische Studien fehlen".
Wayne Hall schreibt in seinem aktuellen Beitrag, dass er erst später erfahren habe, dass es einige Personen gegeben habe, die ihren Einfluss geltend gemacht hätten, um die Veröffentlichung des Kapitels über den "gefährlichen" Drogenvergleich zu verhindern, darunter Vertreter des Drogenkontrolleprogramms der Vereinten Nationen (UNDCP) sowie Vertreter der USA.
Im Jahr 1998 wurde dieses unterdrückte Kapitel Thema eines Beitrags im New Scientist unter dem Titel "Große Ängste: Was die WHO nicht will, das du über Cannabis weist". Im Jahr 1999 gab der Leiter der damaligen Arbeitsgruppe, Professor Kalant, ein Buch heraus, das Vollversionen aller Kapitel für die WHO-Übersicht zu Cannabis enthielt, auch das Kapitel zum Vergleich der Gefahren von Cannabis, Alkohol, Tabak und Opiaten.