- Veröffentlicht
- Zuletzt aktualisiert
- Lesezeit
- 1 Min.
- Herausgeber
- Hanfjournal
THC und CBD könnten schweren Komplikationen nach Transplantationen vorbeugen
- Authors
In einer Studie an der Universität von Tel Aviv mit Patienten, die eine Knochenmarktransplantation erhalten hatten, verringerte Cannabidiol (CBD) die Häufigkeit und Schwere von Immunreaktionen der transplantierten Blutzellen gegen die Organe und Gewebe des Empfängers. In einer tierexperimentellen Studie an der Universität von South Carolina in Columbia mit Mäusen reduzierte THC die Abstoßungsreaktion transplantierter Haut. Beide Cannabinoide könnten daher nützlich bei der Vorbeugung von Komplikationen im Rahmen von Transplantation sein.
Der erste Fall, bei der sich transplantierte Blutzellen gegen den Empfänger richten, tritt meistens nach einer Knochenmarktransplantation aufgrund von Blutkrebs auf. Zuvor werden die krebsig entarteten Blutzellen möglichst vollständig durch eine starke Chemotherapie zerstört. Dann erhalten die Patienten gesundes Knochenmark eines Spenders, in der Hoffnung, dass sich dann zügig neue gesunde Blutzellen bilden. Eine häufige Komplikation ist die so genannte Graft-versus-Host-Erkrankung (GVHD). Immunzellen im transplantierten Knochenmark (Graft) erkennen den Empfänger (Host) als fremd. Die transplantierten Immunzellen greifen die Körperzellen des Empfängers an.
Dies kann zu Schädigungen der Leber, der Haut, der Schleimhäute, des Magen-Darm-Trakts, des Immunsystems, der Lunge und später auch weiterer Organe führen. Die akute Form diese Erkrankung tritt im Allgemeinen innerhalb der ersten 100 Tage nach der Knochenmarktransplantation auf. Die chronische, schwächere Form wird im Allgemeinen mehr als 100 Tage nach der Transplantation beobachtet. Die akute Form wird in verschiedene Schweregrade von 1-4 eingeteilt, wobei die Patienten mit einem Schweregrad von 4 meistens an der Krankheit sterben.
Man versucht der Erkrankung durch verschiedene Maßnahmen vorzubeugen, darunter zunächst durch eine optimale Übereinstimmung zwischen dem Spender des neuen Knochenmarks und dem Empfänger hinsichtlich immunologischer Kriterien. Zudem werden die Empfänger mit Immunsuppressiva wie Methotrexat und Ciclosporin behandelt.
In der Studie aus Israel mit 48 erwachsenen Patienten, die sich einer Transplantation von Blutstammzellen bzw. Knochenmark unterzogen hatten, verbesserte CBD das therapeutische Ergebnis. "Die Kombination aus CBD mit einer Standard-Prophylaxe für GVHD ist eine sichere und viel versprechende Strategie zur Reduzierung der Häufigkeit einer akuten GVHD", schrieben Forscher in einer Fachzeitschrift für Transplantationsmedizin. CBD wurde in einer Dosis von 300 mg pro Tag oral eingenommen. Die Einnahme wurde 7 Tage vor der Transplantation begonnen und bis zum 30. Tag danach fortgeführt. 38 Patienten (79 %) litten an einer akuten Leukämie oder einer Zerstörung des eigenen Knochenmarks. Die Entwicklung der Patienten wurde mindestens ein halbes Jahr nach der Transplantation beobachtet, meistens jedoch mehr als ein Jahr lang. CBD wurde im Allgemeinen gut vertragen. Keiner der Patienten entwickelte während der CBD-Behandlung, also in den ersten 30 Tagen nach der Transplantation, eine akute Graft-versus-Host-Erkrankung. Die Forscher fanden eine Häufigkeit von GVHD vom Grad 2-4 bis zum 100. Tag nach der Transplantation von 12,1 %. Verglichen mit einer Kontrollgruppe von 101 Personen, die zuvor nur eine Standard-GVHD-Prophylaxe erhalten hatten, wurde das Risiko für die Entwicklung einer akuten GVHD vom Grad 2-4 um 70 % auf etwa ein Drittel reduziert.
THC war dagegen in Experimenten mit Mäusen bei einer anderen Form von Transplantationskomplikationen wirksam, nämlich bei Abstoßungsreaktionen des Empfängers gegen das transplantierte Gewebe, eine Host-versus-Graft-Erkrankung (HVGD). Dies ist also die umgekehrte Form der Transplantationserkrankung. Dabei richteten sich die Immunzellen des Spenders gegen das Transplantat. Wurden den Tieren fremde Milzzellen injiziert, so unterdrückte THC die Produktion bestimmter Immunzellen, T-Lymphozyten, sowie die Bildung von bestimmten Botenstoffen, darunter Interleukin-2 und Interferon-Gamma, die charakteristisch für frühe Formen der Abstoßung sind. Eine THC-Behandlung verbesserte auch das Überleben eines Haut-Transplantats. Diese Abschwächung der Abstoßungsreaktion wurde durch die Aktivierung von Cannabinoid-1-Rezeptoren vermittelt. Die Wissenschaftler schrieben bei der Vorstellung ihrer Ergebnisse in einer Fachzeitschrift, dass "unsere Forschung nach unserer Kenntnis zum ersten Mal zeigt, dass die Anvisierung von Cannabinoidrezeptoren eine neue Behandlungsform zur Abschwächung der HVGD und zur Vorbeugung einer Allograft-Abstoßung liefern könnte".