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Praktische Hinweise zur Krebstherapie mit Cannabisprodukten
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Die wissenschaftliche Forschung hat bisher einige nützliche Erkenntnisse zutage gefördert, die für die Praxis in der Krebstherapie genutzt werden können. Wir stehen jedoch erst am Anfang der Erforschung des therapeutischen Potenzials von Cannabinoiden in der Krebstherapie, und viele Fragen sind noch offen. Praktische Fragen betreffen die optimale Dosierung von THC und CBD, das optimale Verhältnis von THC und CBD, die Kombination mit Standardtherapien, die Erfolgsaussichten einer Behandlung sowie die Dauer der Therapie mit Cannabisprodukten.
Seit etwa 20 Jahren werden die krebshemmenden Eigenschaften von THC in vielen tierexperimentellen Studien mit verschiedenen Krebsarten (Lunge, Melanom der Haut, Prostata, Gliome im Gehirn, Leukämie, Leber, Bauchspeicheldrüse, Brust) und in einer Vielzahl von Zellexperimenten bei weiteren Krebserkrankungen erforscht.
Im Allgemeinen wurden jeweils bei einem Teil der Tiere keine Wirkungen auf den Krebs, bei anderen mäßig starke Wirkungen im Sinne einer Lebensverlängerung und in einer dritten Gruppe eine vollständige Zerstörung des Krebses beobachtet. So wurde beispielsweise an der Universität Madrid in einer Studie mit Ratten, bei denen ein bösartiger Hirntumor (Glioblastom) verursacht worden war, durch THC und ein synthetisches Cannabinoid bei etwa einem Drittel der Tiere keine relevante Wirkung auf den Verlauf der Erkrankung beobachtet, bei einem weiteren Drittel eine Lebensverlängerung im Vergleich zu einer unbehandelten Kontrollgruppe und im letzten Drittel eine vollständige Zerstörung des Krebses erzielt.
Später wurden auch andere Cannabinoide auf ihre mögliche Krebshemmung untersucht, darunter vor allem Cannabidiol (CBD). Auch CBD wies im Tierversuch und in Zellexperimenten deutliche krebshemmende Eigenschaften auf.
Leider gibt es kaum Daten am Menschen, sodass die Übertragbarkeit dieser Grundlagenforschung auf menschliche Krebsarten bisher weitgehend unerforscht ist. Bemerkenswert ist eine Studie von Professor Donald Tashkin von der Universität von Kalifornien in Los Angeles, der seit den siebziger Jahren intensiv die Wirkungen des Cannabisrauchens auf die Atemwege untersucht. Vor 10 Jahren veröffentlichte er die bisher größte bis dato durchgeführte epidemiologische Studie zum Zusammenhang zwischen Cannabisrauchen und Krebserkrankungen der Atemwege und einiger anderer Organe, bei der er etwa 1200 Krebspatienten aus dem Kreis Los Angeles mit etwa 1000 Gesunden verglich. Entgegen seiner Erwartungen erhöhte das Cannabisrauchen nicht das Lungenkrebsrisiko, obwohl Cannabisrauch wie Tabakrauch durch die Verbrennung bekannte krebserregende Substanzen enthält, wie beispielsweise polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe und Nitrosamine. Das Lungenkrebsrisiko wurde durch das Rauchen von Cannabis je nach Stärke des Konsums leicht um zwischen etwa 20 und 30 % reduziert. Er vermutet, dass die krebshemmenden Eigenschaften von THC den krebsverursachenden Verbrennungsprodukte im Rauch entgegenwirkten.
Bisher können folgende Folgerungen aus den bisherigen wissenschaftlichen Daten gezogen werden:
1. THC und CBD wirken krebshemmend, wobei mehrere Mechanismen eine Rolle spielen, insbesondere die Auslösung einer Apoptose, eine Form des programmierten Zelltods, und eine Hemmung des Wachstums der Krebszellen, eine Reduzierung der Blutgefäßneubildung im Krebs sowie eine Reduzierung der Bildung von Tochtergeschwülsten durch eine Hemmung von Adhäsion (Anheftung), Migration (Wanderung) und Invasion (Eindringen) der Krebszellen.
2. Die Wirkung von THC ist dosisabhängig. Viel THC ist wirksamer als wenig THC. Daher sollte die Therapie so intensiv durchgeführt werden, wie sie vom jeweiligen Patienten vertragen wird.
3. Es ist nicht relevant, in welcher Form THC oder CBD aufgenommen werden, ob inhaliert mit einem Verdampfer oder oral eingenommen, ob in einem hoch konzentrierten Extrakt oder einem weniger konzentrierten Extrakt. Entscheidend ist die absolute Menge.
4. Eine Kombination von THC und CBD erwies sich in den bisher durchgeführten experimentellen Untersuchungen wirksamer als jedes der beiden Cannabinoide allein. Daher sollten beide Cannabinoide zusammen eingenommen werden.
5. Es ist bisher nicht bekannt, wie das optimale Verhältnis von THC zu CBD aussehen sollte. Vermutlich wird sich in den nächsten Jahren zeigen, dass dies bei verschiedenen Tumorarten unterschiedlich ist. Ein Ausgangspunkt könnte ein Verhältnis von 1 zu 1 sein. Es gibt jedoch auch Hinweise, dass es sinnvoll sein könnte, im Vergleich zum THC deutlich mehr CBD einzunehmen.
6. Eine Behandlung mit THC und CBD ist keine Alternative zu Standardtherapien, sondern eine mögliche Ergänzung. Es gibt einige Untersuchungen, die zeigen, dass eine Kombination aus einer Standardchemotherapie mit Cannabinoiden sowie eine Kombination aus Strahlentherapie mit Cannabinoiden den Therapieerfolg verbessern könnten.
7. Es kann davon ausgegangen werden, dass die Ansprechbarkeit auf THC und CBD bei verschiedenen Menschen sehr unterschiedlich ist, so wie dies auch in Tierversuchen beobachtet wurde.
8. Es ist nicht bekannt, wie lange eine Behandlung mit Cannabinoiden durchgeführt werden sollte.