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Herausgeber
Hanfjournal

Neue Perspektiven für die Behandlung des Glaukoms

Authors
Franjo Grotenhermen

Bisher war bekannt, dass Cannabis bzw. THC den Augeninnendruck senken kann. In vielen Geweben des Auges finden sich Cannabinoidrezeptoren, deren Aktivierung den bei Glaukom-Patienten häufig erhöhten Druck im Auge senken kann. Später wurde gezeigt, dass THC auch die Blutversorgung der Netzhaut verbessern kann, ein weiterer Mechanismus, der helfen kann, die Sehkraft von Glaukom-Patienten mit der Hilfe von THC zu erhalten.

Eine neue Studie des MIT und von Massachusetts Eye and Ear in den USA, die am 10. August 2018 in der Fachzeitschrift Nature Communications veröffentlicht wurde, legt nun nahe, dass das Glaukom eine Autoimmunerkrankung sein könnte. Da Cannabis und THC bei vielen Patienten mit chronisch-entzündlichen bzw. Autoimmunerkrankungen wirksam sind, ergäbe sich damit ein dritter Angriffspunkt für eine Therapie des Glaukoms mit Cannabinoiden.

Das Glaukom betrifft weltweit etwa 70 Millionen Menschen und stellt immer noch ein Mysterium dar, obwohl es so häufig ist. Es ist wenig über die Ursachen der Erkrankung bekannt. Sie schädigt die Netzhaut und den Sehnerv und kann so zu Blindheit führen.

In der neuen Studie aus den USA zeigten die Forscher im Experiment, dass die körpereigenen T-Lymphozyten, eine bestimmte Form weißer Blutkörperchen, für die fortschreitende Degeneration der Netzhaut beim Glaukom verantwortlich sind. Darüber hinaus scheinen diese T-Zellen die Nervenzellen der Netzhaut anzugreifen, als Folge früherer Wechselwirkungen mit Bakterien, die normalerweise in unserem Körper vorkommen. Diese Ergebnisse legen nahe, dass es möglich sein könnte, die Erblindung durch das Glaukom durch die Hemmung dieser Autoimmunreaktion zu vermeiden.

Eines der größten Risikofaktoren für das Glaukom ist ein erhöhter Augeninnendruck, der oft auftritt, wenn Menschen älter werden und die Flüssigkeit, die im Auge gebildet wird, nicht mehr so gut abfließen kann. Häufig wird die Erkrankung zunächst übersehen und erst entdeckt, wenn bereits erste Schäden an der Netzhaut vorhanden sind. Die meisten Behandlungen konzentrieren sich darauf, den Druck im Auge zu senken. Es gibt aber auch viele Glaukom-Patienten mit einem normalen Augeninnendruck, Normaldruck-Glaukome, die etwa 30 bis 40 Prozent aller beschriebenen Glaukome ausmachen. Und häufig schreitet die Erkrankung fort, wenn bei Patienten mit erhöhtem Druck dieser erfolgreich gesenkt werden kann. Der erhöhte Augeninnendruck kann also nicht die alleinige Ursache sein.

Anfang der 70er Jahre wurde zufällig bei einer Untersuchung von Cannabiswirkungen auf das Auge entdeckt, dass Cannabisrauchen den Augeninnendruck senkt. In den folgenden Jahren wurde dieses Ergebnis durch weitere Studien bestätigt. Dabei konnte gezeigt werden, dass Cannabisrauchen bzw. die orale Einnahme von 10 bis 20 Milligramm THC den Innendruck um durchschnittlich 20 bis 30 Prozent, gelegentlich sogar bis zu 50 Prozent, in wenigen Fällen jedoch nur sehr wenig senken. Da die Wirkung in der Regel nur einige Stunden anhält, muss die Einnahme mehrmals täglich erfolgen, damit der Augendruck konstant gesenkt bleibt. Es gibt jedoch auch Glaukompatienten, bei denen durch die Einnahme geringer THC-Mengen von 5 Milligramm oder weniger eine ausreichende Wirksamkeit erzielt wird.

Man nimmt heute an, dass Cannabinoide über die Aktivierung von Cannabinoidrezeptoren direkt und lokal sowohl die Produktion des Kammerwassers vermindern als auch seinen Abfluss aus dem Auge vergrößern können. Nach Forschung an der Universität Aachen aus dem Jahr 2007 reduzierte eine orale Einzeldosis von 7,5 mg THC, die acht gesunden Ärzten in einem Selbstversuch verabreicht worden war, den Augeninnendruck und verbesserte darüber hinaus die Durchblutung der Netzhaut. Die Werte waren vor und zwei Stunden nach der THC-Gabe gemessen worden. THC führte zu einer signifikanten mittleren Reduzierung des Augeninnendrucks von 13,2 mm Hg auf 11,8 mm Hg. Die Dauer der Passage des Blutes von den Arterien zu den Venen in der Netzhaut verringerte sich signifikant von durchschnittlich 1,77 Sekunden auf 1,57 Sekunden.

Dadurch könnte eine Mangeldurchblutung verhindert werden, die bestimmte chemische Prozesse in der Zelle auslösen und zum programmierten Zelltod führen könnte. Zudem können Cannabinoide nervenschützend wirken, indem sie aggressive und zellschädigende Substanzen, so genannte freie Radikale, abfangen. Nun folgt die neue Erkenntnis, dass auch die entzündungshemmenden Eigenschaften des THC von Nutzen sein könnte.