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Erste klinische Studie zeigt: Cannabis verbessert das Überleben bei Hirnkrebs
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Erstmals wurde eine Studie veröffentlicht, die nachweist, dass Cannabis nicht nur im Tierversuch, sondern auch beim Menschen das Krebswachstum hemmen und das Überleben verbessern kann. Der Hersteller des Cannabisextrakts Sativex gab in einer Pressemitteilung vom 7. Februar 2017 bekannt, dass ihr Produkt in einer Studie mit 21 Patienten, die an einem Glioblastom litten, das Überleben deutlich verlängerte. Sativex ist ein Mundspray, das etwa gleiche Mengen an THC und CBD (Cannabidiol) enthält.
Das Glioblastom ist der häufigste Hirnkrebs beim Menschen und führt ohne Behandlung innerhalb weniger Monate zum Tod. Die Behandlung besteht aus Operation, Strahlentherapie und Chemotherapie. Allerdings führt dieser sehr aggressive Krebs trotz dieser üblichen Behandlungsverfahren durchschnittlich in etwa 15 Monaten zum Tod. Nach der Operation kommt der Krebs häufig zurück. Man spricht von einem Rezidiv. Das wirksamste Chemotherapeutikum beim Glioblastom ist Telozolmid, in Deutschland unter dem Namen Temodal bekannt.
An der nun vorgestellten Studie durften Patienten mit einem Rezidiv eines Glioblastoms teilnehmen. Von den 21 Teilnehmern erhielten 12 Patienten Telozolmid plus Cannabisextrakt, und 9 Patienten erhielten die Standardtherapie mit Telozolmid plus Placebo. Nach einem Jahr lebten noch 53 Prozent der Patienten, die nur Telozolmid und das Plazebo erhalten hatten, während die 1-Jahresüberlebensrate in der Sativex-Gruppe 83 Prozent betrug. Dieser Unterschied war statistisch signifikant. Die mediane Überlebensdauer betrug in der Cannabisgruppe etwa 550 Tage, verglichen mit etwa 370 Tagen in der Placebogruppe. Cannabis wurde im Allgemeinen gut vertragen.
Diese viel versprechenden Ergebnisse sind von erheblicher Bedeutung, da Cannabinoide anders als andere Krebsmedikamente wirken, sodass der Zusatz von THC und CBD bzw. entsprechender Cannabisprodukte das Therapieergebnis von Standardtherapien möglicherweise auch bei anderen Krebsarten verbessern kann. Das legen tierexperimentelle Studien nahe.
Die Erforschung der Wirksamkeit von Cannabinoiden beim Glioblastom erfolgte vor allem durch eine Forschergruppe um Professor Manuel Guzman von der Complutense-Universität in Madrid. Aufsehen erregte das Ergebnis einer Studie aus dem Jahr 2000, nach der THC und ein synthetisches Cannabinoid bei Laborratten einen deutlichen Rückgang von Glioblastomen bewirkten. Bei 45 Ratten waren dazu Glioblastome induziert worden. Ein Drittel der Tiere wurde mit THC behandelt, ein weiteres mit dem synthetischen Cannabinoid WIN-55,212-2, und das restliche Drittel blieb unbehandelt. Die unbehandelten Ratten starben alle innerhalb von 18 Tagen. Die beiden Cannabinoide hatten allerdings einen erheblichen Effekt. Innerhalb von sieben Tagen zerstörten sie die Tumoren bei einem Drittel der behandelten Tiere und verlängerten das Leben eines weiteren Drittels bis zu sechs Wochen. Bei einem weiteren Drittel der Tiere waren die Cannabinoide unwirksam.
Bis heute wurden nur Ergebnisse einer kleinen offenen klinischen Studie, die in einem Krankenhaus auf Teneriffa durchgeführt wurde, veröffentlicht. Darin erhielten 9 Personen mit fortgeschrittenem Glioblastom reines THC durch einen Katheter direkt in ihr Gehirn. Unter diesen Bedingungen konnte die THC-Gabe ohne relevante unerwünschte Wirkungen durchgeführt werden. Auch wenn bei dieser kleinen Gruppe von Patienten keine sicheren Schlussfolgerungen gezogen werden konnten, so legten die Ergebnisse doch nahe, dass einige Patienten zumindest zum Teil auf die THC-Behandlung ansprachen. So wurde in Gewebeproben der Tumoren, die mit THC behandelt worden waren, ein verlangsamtes Tumorwachstum mit einer Zunahme zu Grunde gegangener Tumorzellen nachgewiesen.
Später konnte die spanische Arbeitsgruppe in Experimenten zeigen, dass eine Kombination aus Telozolmid, THC und CBD beim Glioblastom wirksamer war als jedes der drei Substanzen allein. Diese Beobachtung war die Grundlage der nun veröffentlichten ersten placebokontrollierten Studie beim Menschen. Auch in anderen experimentellen Studien fanden sich Hinweise auf solche synegistischen Wirkungen von etablierten Standardtherapien und Cannabinoiden. So verstärkte CBD die Wirksamkeit des Chemotherapeutikums Doxorubicin beim Brustkrebs. CBD und THC verstärkten die Wirksamkeit von Vinblastin bei Leukämie. CBD und THC verstärkten die Wirksamkeit der Strahlentherapie beim Glioblastom. Ein synthetisches Cannabinoid verstärkte die Wirksamkeit von Melphalan beim Plasmozytom. CBD verstärkte auch die Wirksamkeit zweier so genannter Proteasom-Hemmer (Bortezomib und Carfilzomib) beim multiplem Myelom.
Der Hersteller von Sativex fühlt sich nun ermutigt, weitere Untersuchungen bei Krebs in anderen Organen durchzuführen, darunter Lunge, Brust, Bauchspeicheldrüse, Melanom (schwarzer Hautkrebs), Gebärmutter, Magen, Nieren, Prostata und Harnblase, weil es experimentelle Hinweise gibt, dass Cannabinoide auch bei diesen Krebsarten wirksam sein könnten.