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Herausgeber
Hanfjournal

Die Wirkung von Cannabis auf die weibliche Sexualität

Authors
Franjo Grotenhermen

Eine aktuelle Studie der Klinik für Frauenheilkunde, Geburtshilfe und Frauengesundheit der Universität von Saint Louis in den USA legt nahe, dass Cannabiskonsum vor dem Sex die Zufriedenheit von Frauen mit dem Orgasmus erhöhen kann. Das Internet ist voll von Berichten über Wirkungen von Cannabis auf verschiedene Aspekte der Sexualität von Männern und Frauen, inklusive Libido und Orgasmus. Allerdings ist die wissenschaftliche Forschung zu diesem Thema bisher limitiert.

An der aktuellen Studie nahmen 197 Frauen, die kein Cannabis konsumierten, 49 Frauen, die Cannabis konsumierten, jedoch nicht vor dem Sex, und 127 Frauen, die Cannabis auch vor dem Sex konsumierten, teil. Das Durchschnittsalter betrug in diesen drei Gruppen 34 bis 37 Jahre. Etwa 80 Prozent waren in allen drei Gruppen entweder verheiratet oder lebten mit einem Partner.

70 Prozent der Frauen, die Cannabis vor dem Sex verwendeten, gaben an, mit ihrem Sexualleben zufrieden zu sein, 68 Prozent berichteten über eine Zufriedenheit mit dem Orgasmus, und 16 Prozent von reduzierten Schmerzen beim Sex. In der Gruppe der Cannabiskonsumentinnen, die die Droge nicht vor dem Sex verwendeten, waren Zufriedenheit mit dem Sexualleben (61 Prozent), befriedigender Orgasmus (53 Prozent) und reduzierte Schmerzen (20 Prozent) etwas ungünstiger verteilt. Im Vergleich zwischen den 84 Frauen, die regelmäßig Cannabis verwendeten, und den 86 Frauen, die es nur gelegentlich verwendeten, gaben die häufiger Konsumierenden positivere Werte zu Zufriedenheit mit der Sexualität, dem Orgasmus und den Schmerzen an.

In Ihrer Schlussfolgerung schreiben die Autoren zu den positiven Wirkungen von Cannabis auf die weibliche Sexualität, dass „das Timing wichtig erscheint“.

Die Studie stimmt mit früheren Untersuchungen zu den Wirkungen von Cannabis auf das sexuelle Verhalten bei Frauen überein. So hatte eine Studie von Wissenschaftlern der Universität von New York aus dem Jahr 2018 mit 679 Männern und Frauen im Alter zwischen 18 und 25 Jahren, die hinsichtlich der Wirkungen von Cannabis, Ecstasy und Alkohol befragt worden waren, ähnliche Ergebnisse ergeben. 39 Prozent waren Frauen. Etwa die Hälfte der Befragten gab eine Zunahme der sexuellen Lust (54 Prozent) sowie der Intensität des Orgasmus (45 Prozent) durch Cannabis an.

In einer weiteren Untersuchung aus den USA aus dem Jahre 1979 hatten Forscher eine Gruppe Cannabis konsumierender Studenten (Männer und Frauen) befragt. Die Teilnehmer gaben an, dass Cannabiskonsumenten eine Zunahme des sexuellen Vergnügens, verstärkte Empfindungen und eine verstärkte Intensität des Orgasmus angaben. Nur häufigere Konsumenten hatten den Eindruck, dass Cannabis ein Aphrodisiakum sei. An der Studie nahmen nur 22 Prozent Frauen teil.

In einer Studie vom Human Vaccines Project in New York aus dem Jahr 1974 hatten Forscher das sexuelle Verlangen und die Freude am Sex nach Cannabiskonsum bei Frauen mit einem Fragebogen untersucht. Die Mehrzahl der Teilnehmerinnen (58 Prozent) gab an, dass das sexuelle Verlangen durch Cannabis zunahm. Bei 43 Prozent nahm die Freude am Sex zu.

Die aktuelle Studie von der Universität von St. Louis ist die größte, die bisher mit Frauen durchgeführt wurde, und umfasst auch mehr Altersgruppen. In früheren Studien wurden meistens jüngere Frauen befragt oder Personen beiderlei Geschlechts.

Die Frage, wie Cannabis diese positiven Veränderungen beim sexuellen Erleben bewirkt, wird in der Wissenschaft diskutiert. So wurde vorgeschlagen, dass Stress und Angst durch Cannabis reduziert würden, was sich entsprechend positiv auf die Sexualität auswirken könne. Zudem kann es die Zeitwahrnehmung verändern und so die Gefühle angenehmer Wahrnehmungen verlängern. Es könnte sexuelle Hemmungen reduzieren und die Bereitschaft zum Experimentieren vergrößern. Cannabis verstärkt zudem sensorische Wahrnehmungen, wie Sehen, Geruch, Geschmack und Tastgefühl. In einer früheren Untersuchung aus dem Jahr 1982 von Wissenschaftlern der Universität von Wisconsin in Milwaukee gaben die befragten Cannabiskonsumentinnen an, dass sie eine Verstärkung des Tastgefühls und eine erhöhte körperliche Nähe erlebten, wenn sie Cannabis vor dem Sex verwendeten.

THC aktiviert Cannabinoidrezeptoren. Es ist bekannt, dass es Wechselwirkungen zwischen dem körpereigenen Cannabinoidsystem und Sexualhormonen sowie Botenstoffen im Nervensystem, so genannten Neurotransmittern, gibt. So spielt der Botenstoff Dopamin eine zentrale Rolle bei der Modulation der weiblichen Sexualfunktion. Die Aktivierung von Cannabinoidrezeptoren verstärkt die Dopaminfreisetzung. Cannabinoidrezeptoren wurden in verschiedenen Hirnregionen nachgewiesen, die die Sexualfunktion kontrollieren, darunter Hypothalamus, Stirnbereich der Hirnrinde und Hippocampus. Die Blutkonzentrationen von Endocannabinoiden nehmen mit subjektiven und objektiven Maßzahlen der Erregung zu.