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Herausgeber
Hanfjournal

Pharmakokinetik: Was geschieht mit THC im Körper nach der Einnahme?

Authors
Franjo Grotenhermen

Die bevorzugten Einnahmeformen von Cannabiszubereitungen für die medizinische Verwendung sind Inhalation (Rauchen von Cannabisblüten, Verdampfung mittels Vaporizer) und orale Einnahme (Cannabis-basierte Medikamente wie Dronabinol/THC, Sativex, Nabilon und Hanf-Extrakte). Weniger verbreitet sind die rektale Verwendung mittels selbst angefertigter Zäpfchen und die äußerliche Anwendung auf der Haut.

Je nach Anwendung unterscheidet sich die Aufnahme von THC ins Blut, die Verteilung von THC im Körper, die Dauer bis zum Eintritt der Wirkung, der Zeitpunkt der maximalen Wirkung, die Wirkdauer von THC, der Abbau sowie die Ausscheidung von THC.

Wie viel THC erreicht den Blutkreislauf?

Beim Rauchen ist THC innerhalb weniger Sekunden nach dem ersten Zug im Blut nachweisbar mit maximalen Blutkonzentrationen etwa fünf Minuten nach Beginn des Rauchens. Etwa 10 bis 35 Prozent des THC einer Cannabiszigarette erreichen die Blutbahn. Diese Ausbeute wird durch die Tiefe des Einatmens, die Zugdauer und die Länge des Anhaltens der Luft beeinflusst. Verluste entstehen durch die Zerstörung eines Teils des THC durch Verbrennung, durch Seitenströme und durch eine unvollständige Aufnahme von THC durch die Schleimhaut der Atemwege. Etwa 30 Prozent gehen durch Verbrennung verloren. In einem Test mit einem Vaporizer wurde festgestellt, dass durchschnittlich etwa 35 Prozent des Inhalierten THC sofort wiederausgeatmet wurden.

Bei der oralen Aufnahme (Essen, Trinken) ist die Aufnahme langsam und unsicher. Maximale THC-Blutkonzentrationen werden im Allgemeinen nach 60 bis 120 Minuten festgestellt. Ein Teil des THC wird durch die Magensäure abgebaut, der größte Teil wird jedoch im oberen Magendarmbereich aufgenommen und gelangt über die Pfortader in die Leber. In der Leber wird der größte Teil des THC gleich abgebaut bzw. verstoffwechselt, sodass nur 4 bis 12 Prozent des THC in den gesamten Blutkreislauf gelangen. Ein Teil der Abbauprodukte von THC wirkt allerdings ähnlich wie THC und trägt zur Gesamtwirkung bei. Dies gilt vor allem für das Stoffwechselprodukt 11-Hydroxy-THC (11-OH-THC).

Wie viel THC erreicht das Gehirn und andere Organe?

Etwa 90 Prozent des THC befindet sich nach der Aufnahme im wässrigen Anteil des Blutes, im so genannten Blutserum. THC ist dort überwiegend an Eiweiße gebunden und fließt so durch die Blutgefäße. Es gibt nur wenig "freies THC" im Blut, da THC nicht gut wasserlöslich ist.

Wegen dieser schlechten Wasserlöslichkeit, jedoch guten Fettlöslichkeit, verändert sich relativ schnell das Verhältnis zwischen der THC-Konzentration im Blut und der THC-Konzentration in anderen Körpergeweben, insbesondere fettreichen Geweben. THC dringt relativ schnell in gut durchblutete Gewebe ein, darunter Leber, Herz, Lunge, Muskeln, Milz, Nieren und Plazenta.

Nur etwa ein Prozent des THC, das intravenös gegeben, also vollständig aufgenommen wird, befindet sich zum Zeitpunkt der maximalen psychischen Wirkungen im Gehirn. Diese relativ niedrige Konzentration im Gehirn beruht wahrscheinlich auf der starken Durchblutung des Gehirns, was THC relativ schnell ins Gehirn, aber auch schnell wieder heraus bringt. Es scheint so zu sein, dass das Stoffwechselprodukt 11-Hydroxy-THC schneller ins Gehirn eindringt und höhere Konzentrationen erzielt als THC selbst. Da 11-Hydroxy-THC ebenfalls psychoaktiv ist und bei der oralen Aufnahme (Essen, Trinken) in einem größeren Umfang in der Leber gebildet wird als bei der Inhalation, ist anzunehmen, dass dieses Abbauprodukt, insbesondere bei der oralen Aufnahme, erheblich zu den THC-Wirkungen beiträgt.

Wie verläuft die THC-Konzentration im Blut?

Vor allem wenn es um Blutproben im Zusammenhang mit der Fahrtüchtigkeit geht, interessiert die Bedeutung einer bestimmten THC-Konzentration im Blut für die Cannabiswirkung.

Wird THC geraucht oder mit einem Verdampfer (Vaporizer) inhaliert, so ähnelt der Verlauf der THC-Konzentration im Blutplasma der nach intravenöser Injektion ins Blut. So führte in einer Studie mit mehreren Cannabiskonsumenten das Rauchen einer Cannabiszigarette, die etwa 34 mg THC enthielt, innerhalb weniger Minuten zu einer maximalen THC-Konzentration im Blutplasma von durchschnittlich etwa 160 ng/ml, mit einer großen Schwankungsbreite zwischen verschiedenen Teilnehmern. Innerhalb von drei bis vier Stunden fällt diese Konzentration auf wenige Nanogramm pro Millimeter ab.

Bei oraler Einnahme zeigt die THC-Konzentration im Blut einen flachen Verlauf mit maximalen Konzentrationen von etwa 5 bis 10 ng/ml im Blutplasma nach der Einnahme von 20 mg THC. Diese maximalen Konzentrationen werden nach durchschnittlich ein bis zwei Stunden erreicht. Insbesondere nach der oralen Einnahme variiert der Verlauf der THC-Blutkonzentration bei verschiedenen Personen und auch bei der gleichen Person jedoch stark. Dies betrifft sowohl die Höhe der Konzentrationen als auch ihren Verlauf. Nicht selten wird die maximale Konzentration erst nach drei oder vier Stunden erreicht.

Bei Gelegenheitskonsumenten lässt sich nur selten nach mehr als 12 oder 24 Stunden noch THC im Blut über einer Konzentration von 1 ng/ml nachweisen. Es kommt aber gelegentlich vor. Bei gewohnheitsmäßigen Konsumenten ist ein Nachweis nach mehr als 24 Stunden oder auch nach 48 Stunden allerdings sehr häufig.