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Herausgeber
Hanfjournal

Das Psychoserisiko durch Cannabis wurde überschätzt: das größere Gesundheitsrisiko ist die Kombination mit Tabak

Authors
Franjo Grotenhermen

Nach einer neuen Übersicht eines Wissenschaftlers der Universität von York in Großbritannien, die im April 2017 in der Fachzeitschrift Addiction erschien, wurde das Psychoserisiko durch Cannabis bisher überschätzt. Ian Hamilton von der Abteilung für Gesundheitswissenschaften, der seit vielen Jahren zum Zusammenhang zwischen Substanzgebrauch und seelischer Gesundheit forscht, zeigte, dass das Risiko für die Entwicklung einer schizophrenen Psychose durch Cannabiskonsum im Vergleich zur Gesamtzahl der Konsumenten klein ist. Allerdings bestehe eine ausreichende Evidenz, nach der Patienten, die bereits an einer Schizophrenie leiden, durch Cannabis eine Verschlechterung der Symptomatik zeigen.

In England und Wales verwendeten mehr als zwei Millionen Menschen in den vergangenen 12 Monaten mindestens einmal Cannabis, jüngere Forschung zeige aber, dass ein Verbot der Droge nur einen sehr geringen Einfluss auf die seelische Gesundheit haben würde. Um nur einem Fall von Psychose vorzubeugen, müssten 20.000 Menschen ihren Cannabiskonsum einstellen. Das habe bereits eine frühere Studie der Universität von Bristol ergeben. Dies bedeute, dass bezogen auf die Gesamtbevölkerung der Einfluss des Cannabiskonsums auf das Schizophrenierisiko gering sei, und dass Personen, die eine Prädisposition zur Entwicklung schwerer gesundheitlicher Probleme aufgrund eines Cannabiskonsums aufweisen, selten seien. Allerdings sei es erforderlich, den Einfluss von Cannabis mit hohen THC-Konzentrationen zu untersuchen, um eine vollständige Abschätzung des Risikos vornehmen zu können.

Hamilton erklärte: „Der Verbindung zwischen Cannabis und Psychosen ist ein anhaltendes Forschungsthema, seit die Droge in den 1960er Jahren populär wurde. Die meisten qualitativ hochwertigen Studien, zu denen wir Zugang haben, stammen allerdings aus einer Zeit, als niedrig potentes Cannabis die Norm war, aber heute ist eine hohe Potenz üblicher. Hoch potentes Cannabis enthält weniger von einer chemischen Substanz, von der angenommen wird, dass sie vor den negativen Nebenwirkungen schützt [gemeint ist CBD], wie etwa Psychosen, und eine höhere Konzentration einer chemischen Substanz, die Psychosen triggern kann [gemeint ist THC]. In dieser neuen Studie schauten wir uns sowohl die niedrige als auch die hohe Potenz an, aber es ist jetzt klar, dass wir mehr Erkenntnisse von gesundheitlichen Fällen, die mit einer hohen Potenz zu tun haben, benötigen, um diese Verbindung bei heutigen Konsumenten zu untersuchen.“

Trotzdem sei die Forschung darin klar, dass das Risiko für die Entwicklung psychischer Gesundheitsprobleme umso größer sei, je höher die Potenz des verwendeten Cannabis sei, auch wenn die Zahlen dennoch sehr klein seien. Bei denen, die bereits eine Schizophrenie entwickelt hätten, verstärke Cannabis die Symptome.

Das größte Gesundheitsrisiko entstehe allerdings bei Cannabiskonsumenten, die die Droge mit Tabak kombinieren. Dieses Verhalten führe dazu, dass vor allem junge Menschen bereits frühzeitig eine Tabakabhängigkeit entwickeln würden, was das Risiko für Krebs, Infektionen und andere gesundheitliche Probleme erhöhe. Laut Ian Hamilton beruht das größte Gesundheitsrisiko durch Cannabis nicht auf Cannabis selbst, sondern auf dem gleichzeitigen Tabakkonsum. In den meisten europäischen Ländern ist diese Kombination von Cannabis und Tabak weiterverbreitet als beispielsweise in den USA und Kanada.

Frühere Forschung an der Universität von York hatte gezeigt, dass eine Regulierung des Cannabiskonsums zu wirksameren Strategien führen könnte, um Drogenkonsumenten zu helfen, die richtige Unterstützung zu erhalten. Der Bericht zeigte allerdings, dass es bisher zu viel Unsicherheit hinsichtlich der Behandlungsmaßnahmen im Kontext eines unregulierten Marktes gibt, um ein angemessenes Versorgungsniveau zu erreichen.

Hamilton erklärte dazu: „Die Regulierung könnte dabei helfen, die Risiken für die Gesundheit, die Cannabis darstellt, zu reduzieren, da ein regulierter Cannabismarkt eine gewisse Qualitätskontrolle einführen würde. Dies würde Konsumenten Informationen über die Stärke des angebotenen Cannabis liefern, etwas, dass sie im Allgemeinen in dem gegenwärtigen unregulierten Markt erst nach der Exposition [also nach der Einnahme] entdecken. Die Botschaft für die öffentliche Gesundheit über die Beziehung zwischen Cannabis und Psychosen war schwer zu kommunizieren, aber die Beweislage deutet weiterhin auf einen Nutzen von Regeln hin, die darauf abzielen, über die größten möglichen Gesundheitsrisiken zu beraten, die gegenwärtig durch den Tabakkonsum entstehen.“