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Cannabiskonsum ist mit einer Reduzierung der Sterberate bei Herzinfarkt verbunden
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In einer großen Studie aus den USA, die im Juli 2018 veröffentlicht wurde, wiesen Wissenschaftler der Universität von Colorado in Aurora nach, dass Patienten mit einem Herzinfarkt eine geringere Mortalität (Sterberate) aufwiesen, wenn sie Cannabiskonsument waren. Die Autoren des Artikels hatten Zugang auf Daten von Patienten mit einem Herzinfarkt, der im Krankenhaus behandelt wurde, aus acht Staaten der USA aus den Jahren 1994 bis 2013. Insgesamt analysierten sie die Krankenakten von 1.273.897 mit einem stationär behandelten Herzinfarkt. Darunter waren 3854 Patienten, die einen Cannabiskonsum angegeben hatten.
Die Cannabiskonsumenten waren durchschnittlich etwa 10 Jahre jünger als die übrigen Patienten (etwa 47 Jahre gegenüber 57 Jahre) und wiesen eine weniger ausgeprägte Erkrankung der Herzkranzgefäße auf. Patienten, die Cannabis konsumierten, wiesen eine signifikant größere Wahrscheinlichkeit auf, den Herzinfarkt zu überleben. Die Autoren schrieben, dass diese Ergebnisse nahelegen, dass „entgegen unserer Hypothese, Marihuanakonsum nicht mit einem erhöhten Risiko für ungünstige kurzzeitige Ereignisse nach einem Herzinfarkt verbunden war. Darüber hinaus war Marihuanakonsum mit einer reduzierten Mortalität im Krankenhaus nach Herzinfarkt verbunden.“
Die kurzzeitigen Wirkungen von Cannabis auf das Herz-Kreislaufsystem sind bekannt, darunter insbesondere eine Zunahme der Herzfrequenz und Blutdruckänderungen. Es kann sowohl ein Abfall des Blutdrucks als auch seltener eine Zunahme des Blutdrucks auftreten. Diese Herz-Kreislauf-Wirkungen müssen bei der Therapie mit cannabisbasierten Medikamenten berücksichtigt werden. So muss bei Patienten mit vorgeschädigtem Herzen die Eindosierung solcher Präparate sehr vorsichtig erfolgen, damit das Herz nicht überlastet wird. Die langzeitigen Wirkungen von Cannabis auf das Herzkreislaufsystem sind weniger eindeutig und umstritten.
Bisher haben erst wenige Studien untersucht, wie sich Cannabiskonsum auf Herz-Kreislauf-Ereignisse, wie insbesondere einen Herzinfarkt, auswirkt. Zudem waren die bisherigen Studien deutlich kleiner als die neue Studie. Eine Untersuchung der Harvard-Universität aus dem Jahr 2013, die 2097 Patienten nach einem Herzinfarkt über einen Zeitraum von 18 Jahren begleitete, fand keinen signifikanten Einfluss des Cannabiskonsums auf die langzeitige Sterberate. Wer Cannabis konsumierte, hatte weder eine größere noch eine geringere Chance, den Herzinfarkt lange zu überleben. Eine Studie aus dem Jahr 2017 von Wissenschaftlern verschiedener US-amerikanischer Institutionen analysierte die Daten von 2.451.933 Patienten, die zwischen 2010 und 2014 einen Herzinfarkt erlitten hatten. 35.771 Patienten wiesen eine Vorgeschichte mit Cannabiskonsum auf. Freizeitkonsumenten wiesen ein minimal höheres Risiko auf, im Verlauf ihres Lebens einen Herzinfarkt zu erleiden. Allerdings war die gesamte Sterberate in der Cannabisgruppe nicht signifikant erhöht.
Die Autoren der neuen Studie aus Colorado schlagen einige Erklärungen für die reduzierte Sterblichkeit von Cannabiskonsumenten mit Herzinfarkt vor. Eine Erklärung könnte das jüngere Alter und die geringere Häufigkeit von Risikofaktoren für einen Herzinfarkt sein. Bereits in früheren Studien war aufgefallen, dass Herzinfarktpatienten mit Cannabiskonsum im Durchschnitt jünger waren als andere Patienten mit Herzinfarkt. Allerdings weisen die Autoren der neuen Studie daraufhin, dass dies allein die geringere Mortalität nicht erklären könne.
Eine andere Möglichkeit könnte ein Paradox sein, das auch bei Tabakrauchern gefunden wird. Die Sterberate von Tabakkonsumenten ist in den ersten 30 Tagen nach einem Herzinfarkt geringer als bei Nichtrauchern.
Eine weitere Möglichkeit könnte ein herzschützender Effekt von Cannabis sein. So gibt es Hinweise, dass Cannabis das Herz und auch andere Organe im Falle einer verminderten Blutzufuhr vor Gewebeschäden schützen kann. So gibt es einige tierexperimentelle Studien, nach denen die Gabe von Cannabinoiden im Falle eines Herzinfarkts das Infarktvolumen, also die Ausbreitung des Infarktes, reduziert. Durch eine Cannabinoid-Gabe wurden weniger Entzündungszellen im betroffenen Gewebe gefunden. In der aktuellen Studie heißt es: „Die beobachteten niedrigeren Sterberaten, seltener Schock und Verwendung einer intraaortalen Ballonpumpe in dieser Analyse könnten das Ergebnis von herzschützenden Wirkungen von Marihuana während eines Herzinfarktes darstellen, das durch die Aktivierung von Cannabinoid-2-Rezeptoren vermittelt wird.“