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Hanfjournal

Cannabidiol zur Therapie der Epilepsie bei Kindern mit Angelman-Syndrom

Authors
Franjo Grotenhermen

In den letzten Jahren hat das Interesse an CBD (Cannabidiol) für medizinische Zwecke erheblich zugenommen. Eine wichtige Indikation sind Epilepsie-Formen bei Kindern, die auf die üblichen antiepileptischen Medikamente häufig sehr schlecht ansprechen. Heute bekam ich von der Mutter einer 5-jährigen Patientin, die ich mit CBD behandle, eine begeisterte E-Mail, in der es heißt: "Ich hoffe, dass Sie nicht allzu überrannt werden in naher Zukunft von den Angelman-Patienten, aber CBD ist wirklich der Wahnsinn."

Aus den amerikanischen Medien und den IACM-Informationen, dem kostenlosen Internet-Newsletter der Arbeitsgemeinschaft für Cannabinoid-Medikamente, ist vor allem die Behandlung mit CBD bei Epilepsien beim so genannten Dravet-Syndrom bekannt geworden. Das Dravet-Syndrom ist eine genetische Störung, die unter anderem mit epileptischen Anfällen einhergeht. Eine andere seltene neuro-genetische Erkrankung ist das Angelman-Syndrom. Die heutige E-Mail hat mich angeregt, dieses zweite, noch weniger bekannte Syndrom und den Nutzen von CBD bei dieser schweren Erkrankung vorzustellen.

Das Angelman-Syndrom ist durch eine starke intellektuelle Beeinträchtigung, Schlafstörungen, epileptische Anfälle, schlagende Bewegungen, häufiges Lachen und Lächeln und ein im Allgemeinen sehr fröhliches Verhalten charakterisiert. Die Erkrankung basiert auf einer Mutation des 15. Chromosoms. Es scheint so zu sein, dass die Nervenzellen der Kinder mit diesem Syndrom normal gebildet werden, aber nicht optimal funktionieren. Sie sprechen wenig, da ihre nicht verbalen Fähigkeiten zur Kommunikation besser sind als die verbalen Fähigkeiten. Sie haben Schwierigkeiten, die körperliche Balance zu halten, und das Gehen ist durch ein Zittern der Extremitäten behindert. Die epileptischen Anfälle beginnen meistens vor dem dritten Lebensjahr, die Entwicklungsverzögerungen werden aber schon deutlich früher sichtbar.

Es gibt bisher keine Heilung für diese Kinder. Die epileptischen Anfälle können mit den üblichen Antiepileptika behandelt werden. Häufig müssen mehrere Medikamente zusammen gegeben werden. Häufig leiden Kinder mit Angelman-Syndrom unter mehreren Epilepsie-Formen, so dass es oft schwierig ist, eine wirksame optimale Kombination von Medikamenten zu finden. Wenn die Kinder älter werden, nehmen die Hyperaktivität, der schlechte Schlaf und die Häufigkeit der epileptischen Anfälle häufig ab oder verschwinden vollständig. Die meisten Erwachsenen, die an einem Angelman-Syndrom leiden, sind in der Lage, selbst ständig zu essen und einfache Tätigkeiten im Haushalt durchzuführen. Ihre allgemeine Gesundheit ist gut und ihre Lebenserwartung liegt nicht viel unter dem Durchschnitt.

Da die üblichen Antiepileptika, vor allem wenn mehrere gleichzeitig gegeben werden müssen, oft mit starken Nebenwirkungen verbunden sind, besteht ein großer Bedarf an nebenwirkungsarmen Alternativen. Einige Eltern von Kindern mit Angelman-Syndrom in den USA haben aufgrund der Erfahrungen mit CBD bei Kindern mit Dravet-Syndrom dieses nicht-psychotrope Cannabinoid auch bei ihren Kindern ausprobiert. Die epileptischen Anfälle der Kinder beider Syndrome ähneln sich. Und in der Tat wirkt CBD zumindest bei einem Teil der Angelman-Syndrom-Patienten sehr gut gegen die Anfälle.

Die Eltern von Kindern mit seltenen Erkrankungen sind heute im Internet häufig gut vernetzt und informiert, so dass sich nun auch in Deutschland die Möglichkeit einer Cannabidiol-Behandlung schnell herumspricht. CBD-Extrakte sind sowohl im Internet erhältlich, viele Eltern ziehen es jedoch vor, ihren Kindern CBD von Arzneimittel-Qualität zu geben. Ärzte können in Deutschland auf einem normalen Privatrezept Cannabidiol des Frankfurter Unternehmens THC-Pharm verschreiben. Häufig sind bei diesen Kindern schon Dosen von 2-3 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht wirksam.

Während des 68. jährlichen Kongresses der Amerikanischen Epilepsie-Gesellschaft wurde eine klinische Studie vorgestellt, die die Wirksamkei eines Cannabisextraktes (Epidiolex) des britischen Unternehmens GW Pharmaceuticals, der reich an CBD (Cannabidiol) ist, vorgestellt. In die Studie wurden 23 Patienten mit behandlungsresistenter Epilepsie, insbesondere Dravet-Syndrom, mit einem durchschnittlichen Alter von zehn Jahren aufgenommen. Sie wurde an zwei Epilepsiezentren in New York und in San Francisco durchgeführt. Die Patienten erhielten CBD in einer konstanten Dosis von 5 mg/kg Körpergewicht zusätzlich zu ihren aktuellen Epilepsie-Medikamenten. Die tägliche Dosis wurde langsam bis zum Auftreten einer Unverträglichkeit oder dem Erreichen einer maximalen Dosis von 25 mg/kg Körpergewicht gesteigert. Nach dreimonatiger Behandlung wiesen 39 % der Patienten eine Reduzierung der Anfallshäufigkeit um mehr als 50 % auf. Anfallsfreiheit trat bei drei von neun Dravet-Patienten und einem von 14 Patienten mit anderen Epilepsieformen auf. Cannabidiol ist also bei bestimmten Epilepsie-Formen deutlich wirksamer als bei anderen.