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Allergien gegen Cannabis: Was tun?
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Gerötete Augen, laufende Nase, Nießen, Husten, Atemnot juckende Haut, Anschwellen der Schleimhäute, Übelkeit und Erbrechen, alles das sind mögliche Symptome einer Allergie. Wie andere Pflanzen auch, kann auch Cannabis Allergien verursachen. Als Allergie wird eine überschießende Abwehrreaktion des Immunsystems auf normalerweise harmlose Umweltstoffe bezeichnet. Solche als Allergene bezeichnete Umweltstoffe können Proteine, Metalle, Zusatzstoffe in Waschmitteln und viele andere Substanzen sein.
Allergien, insbesondere Inhalationsallergien („Heuschnupfen“) sind häufige Erkrankungen. Nach einer Untersuchung Ende der 1990er Jahre wiesen 14,5 % aller Deutschen eine Allergie auf. Allergien haben in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten deutlich zugenommen. Cannabis besitzt eine nur geringe allergene Potenz, im Gegensatz beispielsweise zu Pollen von Birken oder Gräsern. Dennoch wird weltweit mit einer Zunahme solcher Allergien gerechnet. Wenn Cannabis oder Hanf auf Feldern angebaut wird, können die Pollen weit fliegen und wie andere Pollen auch bei Personen, die ihnen ausgesetzt sind, im Laufe der Zeit Allergien auslösen.
Wie bei den meisten Pflanzen kann Pollen Allergien verursachen, mit roten Augen, geschwollener Nase und Asthma. Sowohl Cannabis-Pollen als auch das Rauchen von Cannabis kann offenbar eine allergisch bedingte Luftnot, Husten, gerötete Augen hervorrufen. Hautkontakt durch Umgang mit dem Pflanzenmaterial kann Juckreiz und Nesselsucht verursachen. Das Essen von Hanfsamen hat nach Berichten in der wissenschaftlichen Literatur zu Nesselsucht, Atemnot, und anderen Symptomen bis hin zum anaphylaktischer Schock, also schweren Kreislaufsymptomen geführt. Manchmal kann auch ein Pilzbefall von Cannabispflanzen verantwortlich für die Auslösung von Allergien sein.
Welche Inhaltsstoffe der Cannabispflanze verursachen Allergien? Nach dem ersten Fallbericht über eine Cannabisallergie aus dem Jahr 1971 wurde vermutet, dass THC in diesem Fall für die Allergie verantwortlich war. Es war ein Hauttest („Prick-Test“) durchgeführt worden, der positiv auf THC ausfiel. Allerdings gelten Cannabinoide heute als sehr seltene Auslöser für eine Allergie. Wesentlich häufiger sind Proteine, also Eiweißstoffe, für eine solche überschießende Reaktion des Immunsystems verantwortlich.
Vor 10 Jahren hatte eine Gruppe von Wissenschaftlern aus Spanien ein Protein in der Cannabispflanze isoliert, das sogenannte Can s 3, das zu einer Gruppe von Proteinen gehört, die auch in vielen anderen Pflanzen (Tomate, Walnuss, Apfel, etc.) für Allergien gegen diese Pflanzen verantwortlich sind. Diese Gruppe von Proteinen werden Lipid-Transfer-Proteine (LTP) genannt. Sie sind für den Transfer von Lipiden (Fette, Fettsäuren) durch die Zellwände verantwortlich. Weitere Proteine in der Cannabispflanze mit einem allergenen Potenzial sind Thaumatin-ähnliches Protein oder Ribulose-1,5-Biphosphonat-Carboxylase-/Oxygenase. Es ist nicht wichtig, diese Proteine zu kennen, aber es ist nützlich zu wissen, dass vor allem Eiweißstoffe für Allergien gegen Cannabis verantwortlich sind. Auch die Allergene in Pollen sind häufig Proteine.
Ich frage meine Patienten beim ersten Besuch nach möglichen Allergien, weil Allergiker mit einer Allergie gegen LTP-Proteine aus anderen Pflanzen, manchmal auch Allergien gegen das LTP-Protein in Cannabis entwickeln können. Man nennt das eine Kreuzallergie.
Die Behandlung von Allergien gegen Cannabis wird so durchgeführt wie die Behandlung anderer Pflanzenallergien: Vermeidung des Allergens, Antihistaminika, die eine durch die allergische Reaktion vermehrte Histamin-Ausschüttung verhindern, und eventuell Kortisonpräparate, die insbesondere bei einer akuten starken allergischen Reaktion kurzfristig zum Einsatz kommen. Eine Vermeidung des Allergens bedeutet einen Verzicht auf Cannabis oder zumindest auf die Cannabisbestandteile, die Allergien verursachen.
Es ist auffällig, dass in den USA vor allem Personen Allergien gegen Cannabis entwickeln, die in der Cannabisindustrie viel mit den Pflanzen in Berührung kommen, beispielsweise sogenannte Trimmer. Auch Menschen, die sich viel in Cannabisfeldern bewegen und die Pollen einatmen, können betroffen sein.
Da die Cannabinoide selbst nur sehr selten Auslöser für eine Allergie sind, bestünde die Möglichkeit, statt Cannabis reine Cannabinoide medizinisch einzusetzen. Denkbar wäre auch, dass das Verdampfen von Cannabisblüten, bei der nur ätherische Öle und Cannabinoide freigesetzt werden, eine therapeutische Nutzung von Cannabisblüten erlaubt, auch wenn eine Cannabis-Allergie gegen bestimmte Eiweißstoffe besteht. Es wäre dann aber wichtig, den sonstigen direkten Kontakt zur Pflanze zu vermeiden. Es sind mir allerdings bisher keine Untersuchungen zu dieser Frage bekannt, sondern nur ein Erfahrungsbericht eines Patienten.