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grow! Magazin

Krebshemmung durch Cannabis und andere Pflanzen

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Franjo Grotenhermen

Cannabis enthält krebshemmende Inhaltsstoffe. Dabei ist die krebshemmende Wirkung von THC in Experimenten mit Zellen und Tieren am besten erforscht. Aber auch für CBD gibt es viel versprechende Grundlagenforschung bei einigen Krebserkrankungen, darunter Brustkrebs. Auch Caryophyllen, ein Terpen (ätherisches Öl) der Hanfpflanze, das durch die Aktivierung der Cannabinoid-2-Rezeptoren entzündungshemmend wirkt, könnte bei der Krebstherapie bzw. Krebsvorbeugung eine Rolle spielen.

Weniger bekannt sind die krebshemmenden Inhaltsstoffe anderer Pflanzen. So enthält Brokkoli den Krebshemmer Sulforaphan und Tomaten enthalten Lycopen. Eine Zusatztherapie bei Krebs sollte diese Erkenntnisse bei der Ernährung berücksichtigen. In der Wissenschaft wird heute davon ausgegangen, dass etwa 30-50 % aller Erkrankungen zumindest zum Teil auf der Ernährung basieren.

Dies gilt nicht nur für die Folgen von Übergewicht, wie beispielsweise Diabetes, sondern auch für Herzkreislauferkrankungen, Gelenkbeschwerden und Krebserkrankungen. Eine vielfältige, pflanzenreiche Ernährung ist daher für die Vorbeugung vieler Erkrankungen wichtig. Dagegen weiß man heute, dass vor allem verarbeitetes Fleisch, wie beispielsweise Wurst, krebsfördernd wirkt.

Krebszellen entstehen permanent

Einer der führenden Forscher, der die Rolle der Ernährung zur Vorbeugung von Krebs untersucht hat, ist Professor Béliveau, der an der Universität von Quebec sowie am Zentrum für Krebsforschung Charles-Bruneau des Krankenhauses St. Justine in Montreal (Kanada) arbeitet. Er hatte sich die Frage stellt, warum wir angesichts der Tatsache, dass wir alle täglich etwa 1 Million entartete Zellen produzieren, nicht alle an Krebs sterben, sondern häufig 70, 80 oder 90 Jahre alt werden können. Und er hatte sich die Frage gestellt, ob dies etwas mit unserer Ernährung zu tun haben könnte. Es gibt Untersuchungen an Menschen, die nicht an Krebs gestorben sind, dass 30-50 % aller Frauen im Alter zwischen 40 und 50 Jahren Vorstufen mikroskopischer Brustkrebse aufwiesen, und dass etwa 40 % aller Männer in diesem Alter Vorstufen für Prostatakrebs aufwiesen. Nahezu alle Verstorbenen (98 %) wiesen kleine, latente Tumoren in der Schilddrüse auf, obwohl solche Tumoren in der Klinik sehr selten beobachtet werden. Eine spontane Bildung kleiner Tumoren scheint daher im Leben häufig aufzutreten, die jedoch durch die Verteidigungsmechanismen unseres Immunsystems harmlos bleiben.

Die Bedeutung von Pflanzen für eine gesunde Ernährung

Pflanzen haben im Laufe der Jahrmillionen ihrer Evolution Moleküle entwickelt, die sie vor der ultravioletten Strahlung der Sonne, vor Bakterien, Viren, Entzündungen und Fressfeinden schützen. Im Laufe der Millionen von Jahre der tierischen bzw. menschlichen Entwicklung haben sich Tiere und Menschen in einer Co-Evolution diese Substanzen zu Nutze gemacht, um ebenfalls gesund zu bleiben. So gibt es beispielsweise Substanzen, wie Vitamine und essenzielle Fettsäuren, die der menschliche Körper benötigt, aber nicht selbst produzieren kann, sondern mit der Nahrung aufnehmen muss. Andere Substanzen, darunter sekundäre Pflanzenstoffe, wie vor allem Flavonoide, oder Ballaststoffe sind ebenfalls wichtige Nahrungsbestandteile, ohne dass sie essenziell sind. Wir können ohne diese Pflanzenstoffe leben, können jedoch ein gesünderes Leben führen, wenn wir sie mit der Nahrung aufnehmen.

Nicht alle von Pflanzen produzierte Substanzen, mit denen sich die Pflanzen schützen, sind für den Menschen gesund, sondern es gibt auch solche, die giftig sind, wie beispielsweise Solanin, welches sich in den grünen Stellen von Kartoffeln befindet, sodass man diese vor der Zubereitung herausschneidet, oder Nikotin im Tabak. Es gibt zudem viele giftige Pflanzen, wie den Knollenblätterpilz. Die Behauptung, dass die Pflanzenwelt nur Gutes für den menschlichen Körper hervorgebracht hat, ist daher unzutreffend. Es ist notwendig, etwas genauer hinzuschauen.

Die Bedeutung der Ernährung für die Entwicklung von Krebs

Erstmals wurde im Jahr 1970 in einer bahnbrechenden Studie nachgewiesen, dass 75-80 % aller Krebse, die in den USA diagnostiziert wurden, durch eine Veränderung des Lebensstils, wie beispielsweise Rauchen und Ernährung, hätten verhindert werden können. Die Ergebnisse dieser Studie wurden in späteren Studien von anderen Forschern bestätigt. Das Amerikanische Institut für Krebsforschung veröffentlichte im Jahr 1997 eine Untersuchung, nach der 30 % aller Todesfälle durch Krebs auf der Ernährung beruhen, etwa die gleiche Zahl, die auf das Rauchen von Tabak zurückgeführt wird.

Diese enge Verbindung wird durch die großen Unterschiede in der Häufigkeit bestimmter Krebsarten in verschiedenen Ländern und durch spektakuläre Veränderungen bei der Häufigkeit von Krebs, wenn Menschen in ein anderes Land umziehen, unterstrichen. Beispielsweise haben Studien gezeigt, dass Asiaten eine um den Faktor 25 niedrigere Häufigkeit von Prostatakrebs und eine um den Faktor 10 niedrigere Häufigkeit für Brustkrebs aufwiesen wie Bewohner westlicher Industriestaaten. Die Häufigkeit dieser Krebsarten nahm jedoch dramatisch zu, wenn Asiaten in diese westlichen Länder auswanderten. Die Bedeutung des Lebensstils bei der Entwicklung von Krebs wurde auch durch Studien mit eineiigen Zwillingen nachgewiesen. Die genetischen Faktoren waren nur für 15 % aller Krebsfälle verantwortlich, was ein Hinweis darauf ist, dass die meisten Krebsfälle nicht auf genetischen Ursachen beruhen, sondern auf andere Faktoren, wie Lebensstil und Umwelt.

Pflanzen mit krebshemmenden Eigenschaften

Nun zurück zu den Überlegungen und Studien von Professor Béliveau. Er setzte zunächst Krebszellen Extrakten verschiedener Gemüse, Früchte und anderen Pflanzen aus und stellte dabei fest, dass Krebszellen in einem unterschiedlichen Ausmaß in diesen Extrakten zu Grunde gingen. Einige Extrakte hatten kaum Wirkungen auf die Krebszellen, durch einige Extrakte wurden jedoch 100 % der Krebszellen abgetötet. Bei Karotten waren es etwa 50 %. Zu den Pflanzen mit den stärksten krebshemmenden Eigenschaften zählten in diesen Studien Kohlsorten, Brokkoli, Rote Bete, Knoblauch, Blaubeeren, Brombeeren und Erdbeeren.

Er stellte sich dann die Frage, ob diese krebshemmenden Eigenschaften auch bestehen bleiben, wenn man diese Extrakte in großer Menge Tieren, bei denen verschiedene Krebsarten verursacht worden waren, verabreicht. Er konnte nachweisen, dass die Krebshemmung auch bei lebenden Organismen bestehen blieb.

Epidemiologische Studien anderer Forscher konnten nachweisen, dass eine Ernährung, die viele Nahrungsmittel pflanzlichen Ursprungs enthält, darunter Gemüse, Obst, Vollkornprodukte, Nüsse, Samen und Tee, mit einer Reduzierung des Risikos für die Entwicklung verschiedener Krebsarten verbunden ist. So legen Studien nahe, dass etwa 75 % aller bösartigen Dickdarmtumoren durch eine Vergrößerung des Pflanzenanteils in der Ernährung vermieden werden könnten.

Mechanismen der Krebshemmung durch Pflanzeninhaltsstoffe

Es gibt verschiedene Mechanismen, mit denen Pflanzenbestandteile Krebs in Schach halten. Dazu zählen

1. direkte Wirkungen auf Tumorzellen, wie eine Reduzierung der Schädigung des genetischen Materials (DNS) der Zellen durch eine Reduzierung freier Radikale sowie eine Schädigung von Tumorzellen durch eine Auslösung des programmierten Zelltods (Apoptose), und

2. Wirkungen auf die Tumorumgebung, wie eine Reduzierung der Blutgefäßneubildung im Tumor und eine Entzündungshemmung.

All diese Wirkmechanismen finden sich auch bei der Krebshemmung durch Cannabinoide.

Direkte Wirkungen auf Tumorzellen

Freie Radikale besitzen die Eigenschaft, die DNS, also das genetische Material, von Zellen schwer zu schädigen, was Krebs verursachen kann. Mehrere Pflanzeninhaltsstoffe neutralisieren diese Karzinogene. Beispielsweise hemmen Isothiocyanate, die in großer Menge bei Kreuzblütler-Gemüsesorten vorkommen, die Tumorbildung, indem sie genetische Schäden durch viele Karzinogene hemmen. Zu den Kreuzblütlern zählen Kohlsorten (Blumenkohl, Rotkohl, Brokkoli, Rosenkohl, etc.), Rüben, Radieschen, Kresse und Rettich. Isothiocyanate werden auch als Senföle bezeichnet. Auch Substanzen in Knoblauch und Zitrusfrüchten enthalten Moleküle, die Zellen vor einer DNS-Schädigung schützen.

Eine Anzahl von Pflanzenstoffen hemmt das Tumorwachstum direkt, indem sie bei diesen einen programmierten Zelltod verursachen. Die Krebszellen bringen sich dabei selbst um. Zu diesen Stoffen zählen Phenethylisothiocyanat in den oben genannten Kreuzblütler-Gemüsesorten (Kohlsorten, etc.), Curcumin in Kurkuma, auch Gelbwurz genannt, sowie Resveratrol aus der Grapefruit (Pampelmuse). Curcumin ist ein gelber Farbstoff, der ein wesentlicher Bestandteil von Curry ist.

Krebshemmende Nahrungsmittel

Nahrungsmittel, die nach Professor Béliveau in die tägliche Ernährung integriert werden sollten (leicht verändert und ergänzt). Links sind jeweils die Zutaten, rechts die jeweils empfohlene Tagesmenge.

Wirkungen auf die Tumorumgebung

Die Blutgefäßneubildung spielt eine große Bedeutung bei der Krebsbildung, denn sie sorgt dafür, dass der wachsende Tumor ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt wird. Die Hemmung der Blutgefäßneubildung ist daher eine effektive Maßnahme, um das Krebswachstum zu begrenzen. Viele Pflanzenstoffe hemmen die Blutgefäßneubildung darunter ein Catechin mit dem Namen Epigallocatechin-3-Galat (EGCG), das reichlich in grünem Tee vorkommt. Catechine zählen zur großen Gruppe der Flavonoide, sekundäre Pflanzenstoffe, zu denen auch die meisten Farbstoffe der Pflanzen gehören. So wurde nachgewiesen, dass Auszüge aus grünem Tee die Entwicklung von Prostatakrebs hemmen können. Es wurden auch günstige Wirkungen auf die chronisch lymphatische Leukämie nachgewiesen. Auch das Polyphenol Ellagsäure, das in Brombeeren und Blaubeeren vorkommt, sowie Delphindin aus Blaubeeren hemmt die Blutgefäßneubildung.

Es ist bekannt, dass Entzündungsprozesse am Fortschreiten mehrerer Krebsarten beteiligt sind, darunter Darmkrebs, Brustkrebs und Lungenkrebs. Es gibt auch eine Anzahl von Entzündungen, die das Risiko für Krebs erhöhen. Beispielsweise erhöhen chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa das Risiko für Darmkrebs, und Entzündungen der Prostata erhöhen das Risiko für Prostatakrebs. Die übliche westliche Ernährung mit Zucker, gesättigten Fettsäuren und wenig Gemüse und Omega-3-Fettsäuren fördern Entzündungen. Omega-3 Fettsäuren sind dagegen entzündungshemmend. Sie finden sich reichlich in Leinöl, Rapsöl und Hanfsamenöl.

Es gibt eine Anzahl weiterer Pflanzeninhaltsstoffe, die entzündungshemmende Eigenschaften besitzen. Neben THC und CBD sind das beispielsweise Curcumin aus Kurkuma, EGCG in grünem Tee und Reservatrol in Pampelmusen.

Schlussfolgerung

Außer der Cannabispflanze enthalten auch viele andere Pflanzen krebshemmende Substanzen, die sowohl der Vorbeugung von Krebserkrankungen und häufig auch anderen Erkrankungen dienen, als auch im Rahmen einer gesunden Ernährung von Krebskranken eine Rolle spielen sollten. Die Ernährung sollte reich an verschiedenen Pflanzen sein. Eine Liste möglicher Pflanzen liefert der Vorschlag in der Tabelle.